Du, meine kleine Enkelin, gehst schon im nächsten Jahr in
die Schule.
Wie die Zeit vergeht.
Von deinem ersten Tag an habe ich dich zusammen mit deiner
Mama auf deinem Lebensweg begleitet. Sogar bei deiner Kaiserschnittgeburt durfte
ich dabei sein.
Ich habe als erste, als du 20 Monate alt warst, das
schreckliche Wort „AUTISMUS“ ausgesprochen.
Tiefe Betroffenheit, Entsetzen, Trauer, Verzweiflung - waren
meine ersten Reaktionen auf diese Erkenntnis, die sich in den Monaten danach
durch Diagnostik bestätigte.
Kopfschüttelnd haben deine Mama und ich dann durch die
„Autismus-Brille“ Rückblick gehalten und uns gefragt, warum wir nicht früher
etwas gemerkt hatten – obwohl uns die Experten lobten, so früh gekommen zu
sein.
Der Blick in die Zukunft war düster und die Gegenwart
anstrengend und von Hilflosigkeit geprägt.
Durch die
ganze Liebe und Aufmerksamkeit, die wir – ihre Mama, ich als Oma und auch ihr
Opa, der damals leider noch nicht oft anwesend sein konnte – dem kleinen Schatz
entgegengebracht haben, hat „Fanti“ sich wunderbar entwickelt.
Sie ist
mein Engel; jedes Mal, wenn sie strahlend auf mich zukommt, geht mir das Herz
auf, vergesse ich meine sonstigen Sorgen, sehe ich meinen tiefen Sinn des
dritten Lebensabschnittes.
Ich liebe
alles an ihr: ihre Fröhlichkeit, ihre Umarmungen, ihre holprigen Versuche,
einzelne Wörter zu lernen, ihren Willen, den sie zu artikulieren versteht, ihre
Ideen, ihre Möglichkeiten und Grenzen, jeden einzelnen, noch so winzigen
Fortschritt, ihre fortschreitende Entdeckung der Welt, ihr Singen und Tanzen,
ihr Klettern und ihre Kräfte, ihren Ehrgeiz, ihre Rituale, die ihr Sicherheit
geben – einfach alles, was dieses besondere Kind ausmacht.
Es fällt mir inzwischen leicht, mich auf ihre individuellen
Bedürfnisse einzulassen, damit sie sich dieses goldige Geschöpf in der ihr
fremden Welt immer besser zurecht finden kann, ohne dabei aus dem Auge zu
verlieren, dass das Kind ein Mindestmaß an gesellschaftlichen Normen lernen
muss, um außerhalb ihres geschützten Bereiches nicht ausgestoßen zu werden.
Viele dieser Gedanken schreibe ich nun in meinem Blog
http://kanner-autismus.blogspot.de/ nieder. Ich möchte – trotz
aller speziellen Anforderungen, die das Leben mit autistischen Kindern an die
Angehörigen stellen – stets meiner besonders innigen Liebe zu meiner besonderen
Enkelin Ausdruck verleihen. Es ist wunderbar, dass es sie gibt und dass sie so
ist, wie sie ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen