Die Beiträge. die eine Überschrift in Großbuchstaben haben, sind in enger Zusammenarbeit mit der Autistin Marianne van der Arend entstanden, der es - wie auch mir - extrem wichtig ist, dass neurotypische ("normale") Menschen über Autismus und Menschen mit Autismus aufgeklärt werden. Leider fehlt auch in wichtigen Berufsgruppen noch hinreichende Informationen und Aufklärungen, so dass es zu fatalen Fehleinschätzungen kommen kann.
Nicht nur Polizisten brauchen Aufklärung über Autismus; auch
Ärzte und medizinisches Personal benötigen dringend Informationen über und
Verständnis für diese tiefgreifende Entwicklungsstörung, die den ganzen
Menschen erfasst und deshalb auch zu Problemen in allen Lebenssituationen
führt. Leider fehlen diese Kenntnisse noch viel zu oft.
So können beispielsweise Antipsychotika bei Autisten eine
Psychose auslösen statt diese zu verhindern oder psychotische Symptome
einzudämmen. Allgemein kann es passieren, dass Medikamente bei Autisten
stärkere Nebenwirkungen auslösen als bei neurotypischen Menschen. Es ist sehr
wichtig, darauf zu achten.
Um einen Autisten zu narkotisieren, wird oftmals eine
wesentlich höhere Dosis gebraucht, bis die Narkose wirkt, obwohl es
andererseits vielfach Autisten gibt, die keinerlei oder nur sehr geringfügig
Schmerz verspüren.
Auch eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus können für
autistische Kinder und Erwachsene zur Tortur werden. Nur wenige Ärzte sind so
sensibel, dass sie adäquat mit autistischen Kindern umgehen können. Meist endet
der Arztbesuch in einer Katastrophe, einem total fertigen Kind, einem
verzweifelten Elternteil und der Bemerkung des Arztes: „Dieses Kind ist nicht
untersuchbar.“. Wie soll es auch funktionieren, wenn der Arzt einfach versucht,
ein autistisches Kind von mehreren Personen festhalten zu lassen, weil es sich
mit allen Kräften dagegen wehrt, dass man ihm in den Mund oder in die Ohren
schaut oder Blut abnehmen will? (Einiges dazu kann auch nachgelesen werden in
meinem Buch „Fanti, das kleine Schlitzohr – Leben mit einem autistischen
Kleinkind“)
Werden autistische Menschen im Krankenhaus in Mehrbettzimmer
gelegt, so bedeutet das für den Autisten eine ständige Reizüberflutung durch
den Fernseher, durch das Telefonieren und die Unterhaltungen der Bettnachbarn,
durch die Besucher der anderen Patienten. Je nach Schwere des Autismus könnte
das dazu führen, dass der autistische Mensch entweder fluchtartig das
Krankenhaus verlässt oder völlig ausrastet, weil er mit der Reizüberflutung
total überfordert ist. In der Regel brauchen Autisten eine sehr reizarme
Umgebung, zumal er durch die ganzen neuen Eindrücke, die durch das Krankenhaus
an sich und die dortige Behandlung auf ihn zukommen, ohnehin schon viel
verarbeiten muss. Um überhaupt genesen zu können, wäre ein Einzelzimmer
unabdingbar; es reichen schon die ständigen „Störungen“ durch
Krankenschwestern, Ärzte, Reinigungskräfte und gelegentlicher Besuch von
Angehörigen.
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