Autismusshirt

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Mittwoch, 4. März 2015

Autisten in der Pubertät

Liebe Leser,
damit wage ich mich auf unbekanntes Gebiet. Es gibt darüber kaum Literatur und meine kaum 6-jährige Enkelin ist noch nicht so weit.
Aber man hört dies und das und vor allen Dingen gilt auch hier: "Kennst du einen (frühkindlichen) Autisten, kennst du einen (frühkindlichen) Autisten". So wird auch jede (frühkindliche) Autistin, jeder (frühkindliche) Autist die Pubertät anders durchleben. 
Doch scheint es zwei Hauptprobleme zu geben.
Erstens geht es um die Gefühle. Die Gefühlswelt von (frühkindlichen) Autisten ist anders als die neurotypischer Menschen. Wenn dann die Hormone zu wirken beginnen und der Körper sich sichtbar verändert, wird das ein voraussichtlich größeres Chaos bei (frühkindlichen) Autisten auslösen als bei anderen Heranwachsenden. Vor allen Dingen können (frühkindliche) Autisten in der Regel nicht so handeln wie Gleichaltrige. Denn diese "beschnuppern" erstmals das andere Geschlecht, machen erste sexuelle Erfahrungen, verlieben sich, sprechen mit anderen Jugendlichen über ihre Gefühle und grenzen sich bewusst gegen die Eltern ab.
(Frühkindliche) Autisten sind oft ganz isoliert, haben keine Freunde, mit denen sie ihre Erlebnisse teilen und besprechen können. Sie finden auch keinen Freund/Freundin, um sich zu verlieben und ein Ventil für ihre übermächtigen Gefühle zu finden. Können sie diese jedoch nicht positiv ausleben, so werden sie sich wahrscheinlich eher in Aggression umwandeln, die sich gegen die engsten Bezugspersonen richten wird. Dann geht es in der Eltern - Kind - Beziehung nicht um ein natürliches bewusstes Abgrenzen und Abnabeln von den Eltern, was bei hilfsbedürftigen (frühkindlichen) Autisten ohnehin kaum möglich ist. Die Eltern werden Zielscheibe des ganzen Gefühlschaos, das von den Jugendlichen nicht eingeordnet und bewältigt werden kann. Es wird eine schwere Zeit werden, in der besonders dringend Hilfe von außen nötig werden wird. Dritte können wenigstens mit guter Betreuung und Ablenkung durch körperliche Aktivitäten in Gruppen Gleichaltriger und durch den Versuch, die Stärken des einzelnen (frühkindlichen) Autisten besonders zu fördern, die Gefühle ein wenig in Schach halten und kanalisieren.
Noch ein zweiter Punkt ist mir zu Ohren gekommen. Viele (frühkindlichen) Autisten haben wenig Schamgefühl. Sie befriedigen sich in aller Öffentlichkeit oder entkleiden sich auch dort, wo es nicht angebracht ist. Da müssen Eltern und alle sonstigen Erzieher versuchen, Mittel und Wege finden, individuell für den betreffenden Jugendlichen eine Strategie zu erarbeiten. Denn die/der Jugendliche ist durch sein unangemessenes Verhalten  in der Öffentlichkeit auch viel mehr in Gefahr, Opfer von Missbrauch jeglicher Art zu werden.
Es gilt also, in den sehr schwierigen Jahren der Pubertät besonders auf sein autistisches Kind aufzupassen.

1 Kommentar:

  1. Ich lese, und lese .... Robert ist 14 Jahre, ein frühkindlicher Autist, der in die Pupertät kommt, oder schon drin ist ... ganz, ganz schwer ....
    Ich finde auch kaum Tipps, Bücher

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