Autismusshirt

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Sonntag, 1. Juni 2014

Die besondere Liebe zu besonderen Kindern

Von autistischen Kindern Liebe zu erwarten, führt manchmal zu Enttäuschungen. Meine Enkelin strahlt mich an, wenn ich von einem bestimmten Einkauf wiederkomme - aber nur deshalb, weil sie auf das Produkt gewartet hat, das ich ihr mitgebracht habe. Sie läuft mir jauchzend entgegen, wenn ich ins Haus komme, aber nur, weil sie möchte, dass ich ihr dabei helfe, die Strumpfhose anzuziehen. Sie wirft sich dem Opa in die Arme, aber nur, weil sie möchte, dass er sie dann herum schwenkt. Sie legt sich quietschend vor Mama auf den Boden und verlangt nach ihr, aber nur, weil sie von ihr gekitzelt werden möchte.
Viele Autisten benutzen ihre Mitmenschen (nur) dazu, dass sie ihnen ihre Bedürfnisse erfüllen.
Und trotzdem: Wer kann dem strahlenden Lächeln eines solchen Kindes widerstehen, das noch eine Weile zuvor nicht in der Lage war, überhaupt von sich aus Kontakt aufzunehmen? Wer nimmt es nicht gerne zum Herumschwenken hoch, weil es jetzt in der Lage ist, auf den Opa zu statt an ihm achtlos vorbei zu laufen, so als existiere er gar nicht? Welche Oma würde sich nicht freuen, dass gerade sie jetzt die Strumpfhose anziehen darf? War es doch in den ersten Lebensjahren dem Kind völlig egal, von wem es versorgt wurde. Somit ist auch die Mama begeistert, dass nur sie für bestimmte Tätigkeiten zuständig sein darf und nicht mehr austauschbar ist.
Menschen, die nicht bereit sind, sich in das Sosein autistischer Kinder hinein zu versetzen, könnten sich beleidigt von diesen abwenden, weil sie nicht nur Mittel zum Zweck sein wollen. Wer jedoch bereit ist, ein solch besonderes Kind ohne Wenn und Aber zu lieben, dem wird das Herz aufgehen beim ersten Lächeln, bei der ersten Kontaktaufnahme, beim ersten Entgegenrennen und bei jeder Aufforderung seitens des Kindes, etwas für oder mit ihm zu tun.
Das ist so unvergleichlich schön und entschädigt für alles, wenn der kleine Engel glücklich strahlt.

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