Autismusshirt

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Donnerstag, 25. Dezember 2014

Mein autistischer Engel - Eine Liebeserklärung


Du, meine kleine Enkelin, gehst schon im nächsten Jahr in die Schule.
Wie die Zeit vergeht.
Von deinem ersten Tag an habe ich dich zusammen mit deiner Mama auf deinem Lebensweg begleitet. Sogar bei deiner Kaiserschnittgeburt durfte ich dabei sein.
Ich habe als erste, als du 20 Monate alt warst, das schreckliche Wort „AUTISMUS“ ausgesprochen.
Tiefe Betroffenheit, Entsetzen, Trauer, Verzweiflung - waren meine ersten Reaktionen auf diese Erkenntnis, die sich in den Monaten danach durch Diagnostik bestätigte.
Kopfschüttelnd haben deine Mama und ich dann durch die „Autismus-Brille“ Rückblick gehalten und uns gefragt, warum wir nicht früher etwas gemerkt hatten – obwohl uns die Experten lobten, so früh gekommen zu sein.
Der Blick in die Zukunft war düster und die Gegenwart anstrengend und von Hilflosigkeit geprägt.
Diese Zeit – bis zu einem Alter von 4,5 Jahren - habe ich in meinem Buch „Fanti, das kleine Schlitzohr“ http://www.tiponi-verlag.de/leseprobe-ilse-gretenkord/ verarbeitet.
Durch die ganze Liebe und Aufmerksamkeit, die wir – ihre Mama, ich als Oma und auch ihr Opa, der damals leider noch nicht oft anwesend sein konnte – dem kleinen Schatz entgegengebracht haben, hat „Fanti“ sich wunderbar entwickelt.
Sie ist mein Engel; jedes Mal, wenn sie strahlend auf mich zukommt, geht mir das Herz auf, vergesse ich meine sonstigen Sorgen, sehe ich meinen tiefen Sinn des dritten Lebensabschnittes.
Ich liebe alles an ihr: ihre Fröhlichkeit, ihre Umarmungen, ihre holprigen Versuche, einzelne Wörter zu lernen, ihren Willen, den sie zu artikulieren versteht, ihre Ideen, ihre Möglichkeiten und Grenzen, jeden einzelnen, noch so winzigen Fortschritt, ihre fortschreitende Entdeckung der Welt, ihr Singen und Tanzen, ihr Klettern und ihre Kräfte, ihren Ehrgeiz, ihre Rituale, die ihr Sicherheit geben – einfach alles, was dieses besondere Kind ausmacht.  
Es fällt mir inzwischen leicht, mich auf ihre individuellen Bedürfnisse einzulassen, damit sie sich dieses goldige Geschöpf in der ihr fremden Welt immer besser zurecht finden kann, ohne dabei aus dem Auge zu verlieren, dass das Kind ein Mindestmaß an gesellschaftlichen Normen lernen muss, um außerhalb ihres geschützten Bereiches nicht ausgestoßen zu werden.
Viele dieser Gedanken schreibe ich nun in meinem Blog http://kanner-autismus.blogspot.de/ nieder. Ich möchte – trotz aller speziellen Anforderungen, die das Leben mit autistischen Kindern an die Angehörigen stellen – stets meiner besonders innigen Liebe zu meiner besonderen Enkelin Ausdruck verleihen. Es ist wunderbar, dass es sie gibt und dass sie so ist, wie sie ist. 


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