Autismusshirt

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Mittwoch, 31. Dezember 2014

NEUJAHR

Liebe Leser,
das neue Jahr ist da. Ich habe den Beginn verschlafen -- das letzte Jahr war recht anstrengend.
Meine Enkelin, die oft die Nacht zum Tag macht, hat auch nichts gehört. Wenn sie einmal schläft, dann kann nichts und niemand sie wecken. Dabei hätte ich gerne einmal miterlebt, wie sie auf die bunten Raketen reagiert hätte. Vor dem Knallen hätte sie sich wohl nicht gefürchtet, was sie von vielen anderen autistischen Kindern unterscheidet, für die die Silvesternacht eine echte Qual ist. Einer Reihe besonderer Kinder und noch viel mehr Tieren bereitet das Böllern richtig körperliche Schmerzen, weil das ohrenbetäubende Knallen durch Mark und Bein geht. Aber Rücksicht wird in diesem Land schon lange nicht mehr groß geschrieben. Da lobe ich mir Länder, in denen nicht privat geknallt werden darf sondern nur an bestimmten Plätzen, die die Leute aufsuchen können, die das neue Jahr laut begrüßen möchten. 

Doch ich habe noch etwas anderes zu sagen. Ich möchte mir nicht nur etwas für das neue Jahr wünschen, sondern ganz intensiv DANKE sagen. Dank sagen für alles das, was mir Gutes widerfahren ist im vergangenen Jahr, für Menschen, die mir in wirklich miesen Stunden und Situationen mit Worten und Taten geholfen haben.
Mein größter Dank gilt jedoch der Tatsache, dass es dich gibt, mein kleines "Fanti", meine Enkelin, und dass du dich so wunderbar entwickelst. Ich bin unendlich dankbar, dass du ein offensichtlich fröhliches Kind bist, Freude am Leben hast, so herzhaft lachen kannst, zufrieden vor dich hinträllerst und uns trotz deines noch extrem eingeschränkten Wortschatzes klar machen kannst, was du möchtest und was nicht. Inzwischen kannst du so gut mit uns kommunizieren, dass es täglich weniger ungewollte, aber unvermeidbare Missverständnisse und Konfliktsituationen gibt, die bei dir Wutanfälle auslösen. Denn es macht dir sehr zu schaffen, wenn man dich nicht versteht. Aber auch im Kindergarten bist du in der Lage, dich verständlich zu machen und kommst deshalb dort gut zurecht. Wir glauben immer noch, dass es richtig war, so lange mit dem Kindergarten zu warten. Mit deinen 5 Jahren hattest du den Stand erreicht, mit den Anforderungen fertig zu werden, obwohl ein langer Tag in der Einrichtung dich immer noch sehr schlaucht. Aber du wächst an deinen Aufgaben und du suchst dir zu Hause dann die Ruhe und Anlehnung, die du brauchst, um die ganzen Eindrücke des Tages zu verarbeiten.
So haben wir auch keine Angst mehr, dass die Schultage, die in einigen Monaten in der Förderschule auf dich zukommen, dich überfordern. Dort wirst du in behüteter Umgebung das lernen können, wozu du in der Lage bist, ohne Noten- und Leistungsdruck, sondern nach deinen Fähigkeiten. Auch dafür sind wir sehr dankbar, dass es noch diese Förderschulen gibt und du nicht zwangsweise in eine Regelschule inkludiert wirst, die dir mit deinen Besonderheiten niemals gerecht werden könnte. 
In diesem Sinne gehen wir zuversichtlich ins neue Jahr.
DANKE, dass es dich gibt.

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